Interview mit Elisabeth Hufnagl

Elisabeth Hufnagl ist nach Abschluss ihres Masterstudiums der Elektrotechnik mit Schwerpunkt Energietechnik und anschließendem Doktorat an der TU Graz seit 2019 bei den Wiener Netzen in der strategischen Netzplanung tätig.

Im OVE Fem-Interview verrät sie, wie sie zur Elektrotechnik kam, welche Hürden die Ausbildung mit sich brachte und was sie an ihrem Job besonders spannend findet.

Im Gespräch mit Elisabeth Hufnagl

OVE Fem: Sie besuchten als Jugendliche die HTBLA Wels und wählten den Ausbildungsschwerpunkt Energietechnik und industrielle Elektronik in der Abteilung Elektrotechnik. Hat sich diese Ausbildungswahl bereits in Ihrer Kindheit abgezeichnet? Hatten Sie Vorbilder?

Elisabeth Hufnagl: Unser Physik-Lehrer im Gymnasium hatte Elektrotechnik im Lehrplan vorgesehen – das war mein erster Einblick in die Theorie. Am Ende der Unterstufe entschied ich mich zu einem Wechsel an die HTL. Dass die Elektrotechnik dann so gut gepasst hat, war zum Teil auch Glück.

 

OVE Fem: Nach der HTL setzten Sie Ihren technischen Ausbildungsweg sehr zielstrebig an der TU Graz fort, vom Bachelor über den Master bis hin zum Doktorat. Gab es in all den Jahren der Ausbildung jemals Zweifel, ob Sie auf dem richtigen Weg sind? Mit welchen Herausforderungen oder Hürden waren Sie konfrontiert?

E. Hufnagl: An der Fachrichtung hatte ich eigentlich nie Zweifel. Das Studium war natürlich an vielen Stellen herausfordernd. Es gibt immer Vorlesungen und Übungen, vor denen man – zu Recht – Respekt hat. Das, und gelegentlich eine Lehrveranstaltung wiederholen zu müssen, gehört dazu.

Es fördert auch Eigenschaften, die im späteren Berufsleben genauso relevant sind wie die Technik an sich – zum Beispiel Durchhaltevermögen, Beharrlichkeit, Kritikfähigkeit, Scheitern und dann trotzdem weiter machen…

 

OVE Fem: Seit 2019 sind Sie bei den Wiener Netzen als Netzplanungsspezialistin zuständig für die strategische Netzplanung. Was genau darf man sich darunter vorstellen?

E. Hufnagl: Bei strategischer Netzplanung spricht man immer von einem sehr weit gefassten Zeithorizont. Da interessiert nicht das Tagesgeschäft, und auch nicht das Morgen oder „In-zwei-Jahren“.

Herausfordernd dabei: Unser Umfeld als Verteilernetzbetreiber veränderte sich in den vergangenen Jahren sehr stark. Die technischen, aber auch rechtlichen Anforderungen entwickeln sich rasch. Wir müssen also auch in der strategischen Netzplanung agiler werden.

Derzeit arbeiten wir viel mit Feldversuchen. Wir testen für uns Neues in einem überschaubaren Rahmen – beispielsweise Systeme zum Netz-Monitoring. Wir lernen während des Projektes, worauf wir achten müssen, wenn es später im größeren Stil zum Einsatz kommt. Dann ist es auch an uns, die Ausschreibung zu begleiten, Kolleg/innen einzuschulen und den Übergang zwischen Planung und Anwendung zu gestalten.

Gleichzeitig arbeiten wir auch an Strategieprojekten. Dabei geht es um Angebote an unsere Kund/innen – neben größtmöglicher Versorgungssicherheit – und die Positionierung der Wiener Netze als Kombinetzbetreiber.

 

OVE Fem: Neben der Betreuung von Forschungs- und Strategieprojekten innerhalb der Wiener Netze sind Sie im Rahmen der Aspern Smart City Research (ASCR) auch involviert in Europas größtes Energieforschungsprojekt. Worin besteht Ihre Tätigkeit in diesem Bereich?

E. Hufnagl: Die ASCR wurde von den Wiener Netzen mitbegründet. In der Seestadt Aspern können wir „auf der grünen Wiese“ planen: Wir haben die Möglichkeit, sofort einzubauen und auszuprobieren.

Ich bin als Netzplanerin bei allen Smart Grid-Themen mittendrin. Mein Kollege Roland Zoll und ich bilden die Schnittstelle zum Verteilernetz. Die Wiener Netze selbst halten derzeit fünf Use Cases zu den Themen Smart Grid-Implementierung, optimierter Smart Grid Roll-out, Prozessintegration, Energie-Provider für Smart City(zen) und Energiegemeinschaften.

Darüber hinaus sind wir auch die Anlaufstellen für Use Cases, die eng mit dem Netz verwoben sind, wie etwa verteilte Flexibilitäten oder Smart Charging.

 

OVE Fem: Was ist es, was Sie an Ihrem Job am meisten fasziniert?

E. Hufnagl: Für mich ist die Abwechslung wichtig. In meinem Job komme ich auch oft „ins Netz“, schraube auch mal selbst und stimme mich häufig mit anderen Projektleiter/innen ab.

 

OVE Fem: Am 15. Oktober findet unser Erlebnistag „Girls! TECH UP“ – diesmal als digitaler Aktionstag – statt, um Mädchen für Technik zu begeistern und Vorurteile abzubauen. Welche Botschaft würden Sie als Technikerin Mädchen zwischen 12 und 16 Jahren mitgeben wollen?

E. Hufnagl: Nutzt die vielfältigen Möglichkeiten zum Schnuppern und Ausprobieren – und das nicht nur in der favorisierten Richtung! Vielleicht stößt man auf etwas, an das man noch gar nicht gedacht oder das man falsch eingeschätzt hat.

Das Wichtigste, um dran zu bleiben: Man muss wirklich überzeugt sein! Dann schafft man es auch durch schwierige Phasen.

 

OVE Fem: Und eine abschließende Frage: Wie planen Sie als strategische (Netz-)Planerin Ihre Freizeit? Wie entspannen Sie sich am besten nach einem arbeitsintensiven Tag?

E. Hufnagl: Ich plane mit Kalender, Wetterbericht und Leselisten. Ich bin in meiner Freizeit gerne draußen. Deshalb verfolge ich immer schon im Vorfeld den Wetterbericht, um Wanderungen, längere Laufeinheiten oder den Ausflug gut unterzubringen.

Der Rest wird dann drumherum gelegt. Ich lese gerne und freue mich am Wochenende die Zeit zu haben, mein Wohlfühlessen selbst zu kochen. Ein intensiver Arbeitstag endet mit lauter Musik und Bewegung.

OVE Fem:Vielen Dank für das spannende Interview!