Interview mit Judith Breit

Von Kindesalter weg interessiert an Technik, hat unsere bisweilen jüngste Interviewpartnerin, Judith Breit, konsequenterweise und bestärkt durch ihre Eltern, vor vier Jahren eine Doppellehre als Werkzeugbautechnikerin bzw. Technische Zeichnerin begonnen.

Mittlerweile ist die vielseitige und erfolgreiche junge Dame in ihrem Ausbildungsbetrieb Eaton Industries (Austria) GmbH als „Design Engineer Low Voltage Systems“ beschäftigt.

Was sie auf ihrem Weg dorthin schon alles erreicht hat, lesen Sie in folgendem Interview.

OVE Fem: Frau Breit, Sie sind 19 Jahre jung und somit unsere bisher jüngste Interviewpartnerin, worüber wir uns sehr freuen. Mitte April haben Sie Ihre Doppellehre „Werkzeugbautechnikerin/Technische Zeichnerin“ bei Eaton Industries (Austria) GmbH abgeschlossen Wie kam es zu dieser – für Mädchen leider nach wie vor nicht ganz typischen – Berufswahl?

Judith Breit: Ich habe mich schon von klein auf für Technik interessiert und mich immer gerne bei meinem Papa in der Werkstatt aufgehalten und auch mitgeholfen. So war für mich der Weg in die Technik schon immer ein bisschen vorgegeben.

Später in der Hauptschule habe ich mein Interesse für Geometrisch Zeichnen entdeckt, was meine Berufswahl sicherlich mit beeinflusst hat.

Schlussendlich bin ich durch meine Eltern, die beide als Elektromechaniker bei der Firma Eaton tätig sind, in meiner Wahl bestärkt worden. Vom Polytechnikum Gmünd aus habe ich vier Schnuppertage bei Eaton verbracht und nach dem Aufnahmetest konnte ich als Lehrling in dem Beruf Werkzeugbautechnikerin und Technische Zeichnerin starten.

 

OVE Fem: Ihre Eltern haben Sie also in Ihrer Berufswahl bestärkt?

Breit: Ja, meine Mama war für mich ein großes Vorbild, weil auch sie einen technischen und somit für Frauen eher untypischen Beruf ausübt. Mit dem Rückhalt meiner Eltern war es für mich einfach, diesen Weg zu gehen. Außerdem habe ich in einer Kollegin aus meinem Lehrjahr eine gute Freundin gefunden – wir haben uns immer  gegenseitig unterstützt.

 

OVE Fem: 2015 titelte das Medium meinbezirk.at „Drei Mädels, neun Burschen starten bei EATON den ‚Ernst des Lebens‘“, darunter ein Gruppenfoto aller zu dem Zeitpunkt „frischen“ Lehrlinge, mitten drin Sie im „Blaumann“, der typischen Arbeitskleidung. Das erfüllt einen sicherlich mit Stolz, oder?

Breit: Ja, das erfüllt mich auch heute noch mit Stolz! Es war schön, ein Lehrling in diesem Betrieb gewesen zu sein und mitzuerleben, wie meine Kollegen und ich zu tollen Fachkräften herangewachsen sind. Mittlerweile sehe ich meinen kleinen Bruder im „Blaumann“ – er steht gerade am Anfang seiner beruflichen Laufbahn.

 

OVE Fem: Worauf Sie ebenfalls stolz sein können: 2018 nahmen Sie am WKO-Lehrlingswettbewerb teil und holten in der Kategorie „Werkzeugbau“ den hervorragenden 8. Platz – vor Ihnen waren ausschließlich Burschen gereiht. Wie kamen Sie zu diesem Wettbewerb und wie darf man sich diesen vorstellen?

Breit: Jedes Jahr nehmen Lehrlinge des 3. Lehrjahres in allen Berufen die bei Eaton ausgebildet werden, an diesem Wettbewerb teil. Ich wurde damals auch für die Teilnahme ausgewählt und habe natürlich mein Bestes gegeben. Bei diesem Wettbewerb geht es generell sehr hektisch und stressig zu; da muss man schon einmal an die eigenen Grenzen gehen! Meine Kollegen und ich haben das aber gut bewältigt und dementsprechende Ergebnisse erzielt.

 

OVE Fem: Sie sind Mitglied im EATON Jugendvertrauensrat und somit sehr aktiv in Ihrem Unternehmen verankert. Wie kam es dazu und was genau ist Ihre damit verbundene Aufgabe?

Breit: Ich hatte immer ein sehr gutes Verhältnis zu den anderen Lehrlingen, und so bin ich für die Funktion des Jugendvertrauensrat-Stellvertreters vorgeschlagen worden. In dieser Funktion unterstützte ich den Jugendvertrauensrat bei seinen Tätigkeiten und stehe auszubildenden Kollegen mit Rat und Tat zur Seite.

 

OVE Fem: Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus?

Breit: … der beginnt schon sehr früh – meine Arbeitszeit ist von 6:00 Uhr bis 14:00 Uhr. Weil ich mich im Angestelltenverhältnis befinde und somit Gleitzeit genießen darf, können diese Zeiten allerdings ein bisschen schwanken.

Sobald ich an meinem Arbeitsplatz im Konstruktionsbüro angekommen bin und meinen Computer gestartet habe, checke ich meine E-Mails und gestalte einen Plan, was ich an diesem Tag zu erledigen habe. Größtenteils bin ich mit Zeichnungsdokumentation beschäftigt, das bedeutet Anfertigen von 2D-Zeichnungen, Montageanleitungen usw. Ich arbeite auch in vielen Bereichen mit meinen Kollegen zusammen, da ich noch ziemlich neu bin und noch viele Dinge zu lernen habe.

 

OVE Fem: … und die Berufsschule? Welche Erfahrungen haben Sie hier gemacht?

Breit: Die Berufsschule war ein wichtiger Abschnitt in meinem Leben – sie hat mir nicht nur für meine berufliche Laufbahn viel gebracht, sondern auch im privaten Bereich. Die Zeit war eine tolle Erfahrung; viele meiner Freunde kenne ich seit damals.

Durch meinen Doppelberuf habe ich die Berufsschule 50 Wochen lang besucht und war in unterschiedlichen Klassen. So habe ich nicht nur immer wieder neue Kollegen kennen gelernt, sondern auch viele Lehrkräfte. Alles in allem war diese Zeit für mich sehr lehrreich und natürlich ein voller Gewinn für mein Berufsleben.

 

OVE Fem: Sie haben Ihre Ausbildung mittlerweile ja abgeschlossen  – welche Erwartungen haben Sie an Ihre eigene berufliche Zukunft?

Breit: Ich habe meine Lehrabschlussprüfung sowohl in Werkzeugbautechnik als auch in Technisch Zeichnen mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen... Da ich als Lehrling seit Jänner in der Konstruktion tätig war und die Zusammenarbeit mit den anderen Mitarbeitern sehr gut funktionierte, habe ich vom Unternehmen ein Stellenangebot als „Design Engineer Low Voltage Systems“ bekommen, das ich natürlich sehr gerne angenommen habe.

Aus jetziger Sicht möchte ich diesen Beruf noch lange ausüben, da mir der Job Spaß macht und ich jeden Tag gerne zur Arbeit gehe.

 

OVE Fem: Wie sieht Ihr Leben abseits der Berufswelt aus? Womit verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit?

Breit: Außerhalb der Arbeit besuche ich zwei Mal wöchentlich einen Abendkurs für die Berufsreifeprüfung. In meiner Freizeit unternehme ich sehr viel mit Freunden, da wir viele gemeinsame Hobbys haben.

Im Sommer findet man uns an den verschiedensten Seen und Teichen; im Winter verbringen wir gemeinsame Schiurlaube. Ab und zu gehe ich auch mit meiner Mama Tennis spielen – diese Leidenschaft teilen wir schon seit längerer Zeit, und es macht Spaß, Zeit miteinander zu verbringen...

OVE Fem: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Berufsreifeprüfung und Ihren weiteren beruflichen Werdegang!