Interview mit Monika und Stefanie Eisenhuber

Das nachfolgende Interview stellt für OVE Fem eine Premiere dar: Es freut uns sehr, mit Monika und Ing. Stefanie Eisenhuber in einem Doppelinterview erstmalig ein „Mutter-Tochter-Tandem“ vor den Vorhang zu holen.

Beide Damen sind beruflich verankert bei der Elektrizitätswerke Eisenhuber GmbH&CoKG: Mutter Monika Eisenhuber als Geschäftsführerin und Mehrheitseigentümerin, Tochter Stefanie Eisenhuber als Projekt- und Changemanagerin.

OVE Fem verrieten die beiden, wie es dazu kam, wie die Zusammenarbeit funktioniert und wie sie sich die Zukunft vorstellen.

Im Gespräch mit Monika und Stefanie Eisenhuber

OVE Fem: Wie kommt es, dass zwei Frauen die Geschicke eines Elektrizitätswerkes lenken?

Stefanie Eisenhuber: Auch wir freuen uns sehr, gemeinsam dieses Interview geben zu dürfen. Zu Ihrer Frage: Wir, die Elektrizitätswerke Eisenhuber, sind ein seit 150 Jahren bestehendes Familienunternehmen. Meine Mutter hat die Geschäftsführung von meinem Großvater in fünfter Generation übernommen und ich bin die sechste Generation. Man könnte also sagen, dass uns diese Möglichkeit in die Wiege gelegt wurde.

Monika Eisenhuber: Man muss diese Möglichkeit aber auch ergreifen. Und genau das habe ich vor 32 Jahren getan. Erst durch eine Änderung des Gesellschaftsvertrags wurde es möglich, als Frau das Familienunternehmen zu leiten. Ich habe es geschafft mich zu beweisen und bin schon seit 16 Jahren stolze Geschäftsführerin. Seit 2014 arbeite ich Hand in Hand mit meiner Tochter. Wir sind ein Spitzenteam und ergänzen uns perfekt!

 

OVE Fem: Das strahlen Sie beide aus! Frau Monika Eisenhuber, Sie haben angedeutet, dass es nicht so selbstverständlich war, als Frau das Familienunternehmen leiten zu können. Inwiefern spielt/e die Begeisterung für Technik für Sie persönlich eine Rolle auf diesem Weg? Und: Was waren die größten Meilensteine und Herausforderungen?

Monika Eisenhuber: Schon als Kind durfte ich meinen Vater am Wochenende bei diversen Kontrollfahrten in unsere Wasserkraftwerke begleiten und damals entstand auch der Wunsch, unseren Familienbetrieb weiterzuführen. Ich finde es einfach unglaublich faszinierend, wie Wasser zu Energie wird. Im Jahr 1999 hatte ich dann die Chance, mich mit dem Kauf von 7 % am Unternehmen zu beteiligen.

In weiterer Folge konnte ich noch Anteile erwerben und erhielt auch Anteile von meinem Vater, als dieser in Pension ging. So konnte ich schlussendlich Mehrheitseigentümerin werden.

Die größte Herausforderung war es, sich technisch soweit weiterzubilden, dass ich die Anerkennung der Mitarbeiter, der Miteigentümer und der Branche erhielt. Es war damals besonders in der E-Werksbranche unüblich, dass Töchter den Familienbetrieb übernehmen. Aber man darf sein Ziel nie aus den Augen verlieren und sich nicht unterkriegen lassen.

 

OVE Fem: Frau Stefanie Eisenhuber, inwiefern wurden Sie durch Ihr privates Umfeld dabei beeinflusst, eine HTL zu besuchen und ausgerechnet den Zweig Elektrotechnik und industrielle Elektronik zu absolvieren?

Stefanie Eisenhuber: Meine Familie wohnt im 1. Stock und unsere Firma ist im Erdgeschoß, das bedeutet, ich war immer mittendrin im Geschehen. Ich bin quasi mit unseren Mitarbeitern groß geworden, durfte schon als Kind z. B. Strommasten mit Teer bestreichen...

Eigentlich wusste ich schon in sehr jungen Jahren, dass ich den Familienbetrieb weiterführen möchte. Da mich Elektrotechnik und Energietechnik interessierte, war es für mich klar, eine HTL zu besuchen. Danach wollte ich mir auch das betriebswirtschaftliche Fachwissen aneignen, das man benötigt, um die wirtschaftlichen Prozesse in einem Betrieb zu verstehen.

 

OVE Fem: Frau Monika Eisenhuber, Ihre Tochter konnte die HTL mit einem Notendurchschnitt von 1,0 abschließen – das macht naturgemäß stolz… War das für Sie nicht der Zeitpunkt, sie so rasch wie möglich in den eigenen Betrieb zu holen?

Monika Eisenhuber: Natürlich gibt es für eine Mutter nichts Schöneres als erfolgreiche und zielstrebige Kinder, und eine Unternehmerin macht es unglaublich dankbar, wenn ein Kind in die Fußstapfen der Mutter tritt. Stefanie gleich ins Unternehmen zu holen wäre aber ein kurzsichtiges Denken gewesen.

Die Kombination Technik und Wirtschaft ist perfekt für unseren Betrieb, somit war ich stolz, als meine Tochter an der WU Wien ihr Wirtschaft-Studium ebenfalls mit Auszeichnung abschloss. Außerdem hat Stefanie während ihres Studiums durchgehend in unserem Betrieb mitgearbeitet und mich unterstützt. Abgesehen davon hatte sie immer einen strikten Plan, und wer sie kennt, weiß, dass sie nicht abzuhalten gewesen wäre, ihren Weg zu gehen.

 

OVE Fem: Frau Stefanie Eisenhuber, Sie haben im Rahmen Ihrer Ausbildung sehr zielstrebig auch in das Kapital-Management und in Aktiengeschäfte hineingeschnuppert und eine Appartement-Anlage in Kroatien gegründet und geleitet….

Stefanie Eisenhuber: Wertpapierhandel hat mich schon immer sehr interessiert, und ich bin der Auffassung, dass es wichtig ist, Erfahrungen in anderen Unternehmen zu sammeln und über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Die kroatische Apartment-Anlage ist das Herzensprojekt unserer Familie. Meine Mutter ist eine der Eigentümerinnen, und ich habe von Beginn an dazu beigetragen, einem verfallenen Leuchtturmgebäude in Zadar wieder Leben einzuhauchen.

 

OVE Fem :Aber: Schlussendlich ging es doch wieder „back to the roots“ …

Ja, ich denke, man kann nur wachsen, wenn man starke tiefe Wurzeln hat, und für mich sind diese Wurzeln meine Familie. Während meiner Ausbildung und meiner Praktika konnte ich viel lernen und mich weiterentwickeln. Alles, was ich gelernt und gesehen habe, kann ich nun im Familienunternehmen umsetzen, also meinen Wurzeln zurückgeben.Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese Erfahrungen und Ausbildungen machen konnte.

 

OVE Fem: Eine Frage an Sie beide: Wie sieht Ihre tägliche Arbeitsroutine aus? Was ist für Sie das „Coolste“/Beste an Ihrer Tätigkeit/Ihrem Job?

Stefanie Eisenhuber: Kein Arbeitstag ist gleich, und das ist auch eines der Dinge, die ich an meinem Job so liebe. Was ich aber am besten finde ist, dass ich als Junior-Chefin die Möglichkeit habe, Verantwortung zu übernehmen, meine Ideen zu realisieren und gleichzeitig viel dazulernen kann.

Wofür ich sehr dankbar bin, ist die tolle Zusammenarbeit mit meiner Mama. Wir können schwere Entscheidungen besprechen und gemeinsam die beste Vorgehensweise für den Betrieb entwickeln.

Monika Eisenhuber: Wie schon gesagt, unser Job ist sehr abwechslungsreich und kein Tag gleicht dem nächsten. Wir beginnen jeden Arbeitstag um 6:45 Uhr mit einem kurzen Morgengespräch in der Werkstatt mit allen Mitarbeitern. Das schweißt zusammen und erhält den Teamgeist.

Wir haben viele neue Projekte und arbeiten immer an unserer Zukunft, die durch Stefanie ja schon gesichert ist! Es macht natürlich unglaubliche Freude, mit Stefanie zusammenzuarbeiten. Sie bringt neuen Wind in den Betrieb, sprüht vor Ideen und setzt ihr erworbenes Wissen strukturiert und konsequent um.

 

OVE Fem: Kommen sich Mutter und Tochter bei der Arbeit auch gelegentlich in die Quere? Wie werden – sollte es welche geben – Konflikte gelöst?

Stefanie Eisenhuber: Natürlich, wie man naturgemäß nicht immer einer Meinung mit seiner Mutter ist, so hat man auch nicht immer dieselbe Meinung wie seine Chefin! Was ich sehr schätze ist, dass wir Meinungsverschiedenheiten immer ausdiskutieren, und das sehr konstruktiv.

Klar ist aber immer: Meine Mama ist die Chefin und trifft die finale Entscheidung. Und: Ich muss sagen, die Firma hat unter ihrer Führung in allen Bereichen tolle Ergebnisse erzielt - also trifft sie eindeutig die richtigen Entscheidungen.

Monika Eisenhuber: Stefanie kann Konflikte sehr wertvoll lösen und ist auch sehr kritikfähig - das ist eine besondere Stärke von ihr. Konflikte lässt sie nie im Raum stehen, die müssen immer gelöst werden. Da hat sie mir eindeutig etwas voraus.

Wenn man so viele Jahre im selben Betrieb arbeitet, wird man mitunter etwas betriebsblind - somit kann mir nichts Besseres passieren als eine Tochter, die eine eigene Meinung hat und neue Ideen einbringt, vor allem, wenn man weiß, dass für sie immer der Erfolg des Betriebes an erster Stelle steht.

 

OVE Fem: Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Übergabe der E-Werke Eisenhuber an die nächste Generation?

Stefanie Eisenhuber: Meine Mama ist noch jung und motiviert, das bedeutet sie wird noch eine Zeit lang Geschäftsführerin bleiben. Diese Zeit werde ich nutzen, um Erfahrungen in anderen Unternehmen zu machen. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich ab Juni im Team der Austrian Power Grid mitarbeiten darf.

Monika Eisenhuber: Besonders Kleinwasserkraftwerke haben eine lange Lebensdauer, aber auch eine lange Zeit, bis sie rentabel werden. Das heißt, jedes Kraftwerk, das gebaut wird, ist erst für die nächste Generation ein Gewinn. Daher hoffe ich natürlich, dass Stefanie einmal unseren Familienbetrieb übernimmt, sonst würden wir unsere Investitionen überdenken müssen.

Aber es ist auch wichtig, Erfahrungen in anderen Unternehmen zu sammeln und dadurch den eigenen Blickwinkel zu verändern und den Horizont zu erweitern.  Das kann für Stefanie und unseren Betrieb nur hilfreich sein. Ich bin auch überzeugt, dass man ein Kind für eine Nachfolge begeistern muss und nicht zwingen. Schon ein altes Sprichwort sagt„Tradition heißt nicht, Asche zu bewahren, sondern das Feuer weiterzugeben“, und Stefanie brennt zweifelsohne für unseren Betrieb!

 

OVE Fem: Sie sind beide sehr umtriebig und engagieren sich in verschiedenen Gremien und Netzwerken – wie kam es dazu und inwiefern haben diese Netzwerke Einfluss auf Ihr berufliches Tun?

Stefanie Eisenhuber: Frauen-Netzwerke, wie auch OVE Fem, erleichtern den Kontakt mit engagierten Powerfrauen und ermöglichen so den Austausch mit Gleichgesinnten. Das Verständnis bei Themen wie Vereinbarkeit von Arbeit und Familie ist zum Teil größer, wenn man ähnliche Herausforderungen zu bewältigen hat. Gute Netzwerke sind sehr wichtig und haben uns beiden schon oft weitergeholfen.

Monika Eisenhuber: Mir ist es wichtig, nicht einfach „zuhause“ zu jammern, sondern aktiv etwas zur Veränderung beizutragen. Gerade wir Frauen neigen dazu, aufzuzeigen, dass wir noch zu wenig in der Öffentlichkeit vertreten sind, werden wir jedoch gefragt, nehmen wir die Chance oft nicht wahr.

Als Mutter von drei Töchtern ist es mir wichtig, dass Frauen sich gut vernetzen und auch die gleichen Chancen haben wie Männer. Ich bin in meinem Leben schon öfter die erste Frau in einem Vorstand oder in der Geschäftsführung gewesen, und ich hoffe, dadurch Frauen zu ermutigen, dies auch zu tun.

 

OVE Fem: Wie verbringen Sie Ihre – getrennte/gemeinsame – Freizeit?

Monika Eisenhuber: Als Chefin eines Familienbetriebs ist es manchmal schwer abzuschalten, da sich - wie das Wort Familienbetrieb schon verrät - Familie und Betrieb vermischen. Wenn wir eine Auszeit brauchen, fahren wir am liebsten über ein verlängertes Wochenende zu unserem Leuchtturm nach Kroatien.

Stefanie Eisenhuber: Ein gemeinsames Highlight sind auch unsere Thermenabende nach der Arbeit, die wir nutzen, um abzuschalten und zu relaxen. Eine weitere gemeinsame Leidenschaft ist das Reisen. Sowohl gemeinsam mit der ganzen Familie als auch mit dem jeweiligen Partner erkunden wir gerne neue Länder und deren heimische Küche.

OVE Fem: Vielen Dank für das interessante und sympathische Interview!