e&i aktuell: Universitätsrektor Harald Kainz im Interview

Diesmal im Interview für die e&i: Der Rektor der TU Graz und Präsident von TU Austria, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Harald Kainz. Er spricht unter anderem über zehn Jahre TU Austria, aktuelle Herausforderungen und das notwendige Beenden der Diskursvorherrschaft von COVID-19.

e&i: Im Rahmen Ihres Vorsitzes widmet sich TU Austria (Anm.: Interessensverband von TU Graz, TU Wien und Montanuniversität Leoben) vor allem der Digitalisierung und den Sustainable Development Goals (SDGs) der UNO. Können Sie uns dazu ein paar konkrete Einblicke geben?

Kainz: In der Digitalisierungsinitiative wollen wir die digitale Transformation ganz im Sinne unserer Vorreiterrolle weiter vorantreiben und Technologien und Werkzeuge entwickeln, die wir in der Forschung, in der Lehre und in der Verwaltung sinnvoll und gewinnbringend einsetzen können. Beispielsweise geht es darum, den Zugang zu Forschungsdaten langfristig sicherzustellen. Wenn Projektmitarbeiter/innen derzeit zu einer anderen Forschungseinrichtung gehen oder in ein Unternehmen wechseln, verlassen mit ihnen auch die produzierten Daten die Universität. Wir wollen Strukturen und Dienste schaffen, damit die Daten auch zu einem späteren Zeitpunkt noch breit verfügbar sind und wissenschaftlich wiederverwendet werden können. Und das soll nicht nur innerhalb eines Instituts sichergestellt werden, wo die Informationsweitergabe noch recht einfach funktioniert – das muss uns fachübergreifend gelingen und ist ein wechselseitiger Prozess, der sich nicht nur auf eine Universität beschränken darf, auch nicht auf ein Land: Die Zielvorgabe muss sein, dass wir ein offenes System an Daten und Informationen haben, das in der Europäischen Union allen Wissenschaftseinrichtungen zur Verfügung steht. Und dieses System soll wesentlich dazu beitragen, dass wir in Europa nicht von den anderen Kontinenten, insbesondere Amerika und im asiatischen Raum China und Indien, abgehängt werden. Die Kleinteiligkeit, die vielen kleinen Einheiten, die isoliert und nicht immer abgestimmt agieren, schwächen uns in Europa ganz massiv.

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e&i: Welchen Beitrag leisten wissenschaftliche Einrichtungen wie die TU Graz, um den Wirtschaftsstandort Österreich langfristig absichern zu können?

Kainz: Im Bereich der Hochtechnologie sind die Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort Österreich gut, nicht zuletzt aufgrund der hervorragend ausgebildeten Absolventinnen und Absolventen. Die Konzerne sind gerne bereit, auch etwas mehr zu bezahlen, wenn sie das richtige Personal bekommen. Die Anforderungen an die Universitäten seitens der Wirtschaft sind jedenfalls sehr hoch. Man verlangt von uns sehr viel Flexibilität, wir sollen viele Dinge unter einen Hut bringen. Bisher funktioniert das an der TU Graz sehr gut, wir haben derzeit um die 15 Stiftungsprofessuren, die nächsten sind bereits in Vorbereitung. Letztendlich ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft, qualifiziertes Personal bereitstellen zu können und auch in fünf oder zehn Jahren noch genügend Absolventinnen und Absolventen hier am Standort zu haben. Um das gewährleisten zu können, haben wir beispielsweise eigene Programme mit der Industrie entwickelt, um auch internationale Studierende, insbesondere aus Südosteuropa, zu akquirieren. Hier sehen wir bereits deutliche Zuwächse. Insbesondere dort gelingt es uns auch, deutlich mehr Damen anzusprechen – der Anteil an Frauen bei den internationalen Studierenden ist deutlich höher als bei uns. Gerade im deutschsprachigen Raum ist es eine der großen Herausforderungen, mehr Mädchen und Frauen für technische Themen zu begeistern. Wir investieren da sehr viel, auch als TU Austria. Allerdings braucht man nicht fünf Jahre, um das auszugleichen, sondern das ist ein Prozess, der über 20 oder 30 Jahre laufen wird, denn es geht dabei um ganze Generationen, die ein anderes Rollenverständnis haben. Da gilt es auch, bei der Vermittlung von Berufsbildern durch Lehrerinnen und Lehrer anzusetzen. Im Bereich der steirischen Hochschulkonferenz haben wir vor eineinhalb Jahren eine Maßnahme gesetzt, um die Ausbildung der Werklehrer/innen auf neue Beine zu stellen. Hier fließen nun zeitgemäße Themen wie Robotik und Technologieverfahren wie 3D-Printing in den Unterricht ein.

Das vollständige Interview lesen Sie in der neuen Ausgabe unserer Verbandszeitschrift e&i.