Fachkräftemangel: Industrie braucht mehr HTL-Absolvent:innen

Ein eklatanter Mangel an HTL-Absolvent:innen macht der heimischen Industrie zu schaffen. Alleine in der Elektro- und Elektronikindustrie fehlen aktuell insgesamt 3.400 HTL-Absolvent:innen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI), die auch der OVE unterstützt hat.

Die Studie „HTL-Qualifikationen für die österreichische Industrie“, beauftragt vom Fachverband der Metalltechnischen Industrie (FMTI), dem Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), dem Österreichischen Verband für Elektrotechnik (OVE) und der Industriellenvereinigung (IV), zeigt eine zentrale Schwachstelle des heimischen Arbeitsmarkts: den eklatanten Mangel an HTL-Absolvent:innen. Schon jetzt fehlen der Industrie österreichweit rund 10.000 HTL-Absolvent:innen – bis 2030 könnte dieser Mangel auf bis zu 16.000 anwachsen.

Trotz Konjunkturschwäche bleibt der Fachkräftemangel also eine reale Herausforderung. Damit sich dieser nicht noch weiter verschärft, fordern die Initiatoren der Studie gezielte politische Maßnahmen zur Stärkung und zum Ausbau der HTL.

Elektro- und Metallindustrie besonders betroffen

  • Elektro- und Elektronikindustrie: Aktuell fehlen 3.400 HTL-Absolvent:innen, davon rund 1.300 in den Bereichen Elektronik und Elektrotechnik.
  • Metalltechnische Industrie: Der Bedarf liegt bei 3.600 Absolvent:innen, ein Drittel davon in der Metall- und Elektrotechnik.
  • IT-Fachkräfte: Durch den digitalen Wandel wächst auch der Mangel an HTL-Absolvent:innen mit IT-Schwerpunkt – derzeit fehlen hier rund 900 Fachkräfte.
Gerhard Fida, OVE-Präsident
„Qualifizierte Fachkräfte sind eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende, eine nachhaltige Wirtschaft und einen starken Wirtschaftsstandort. Die HTL-Ausbildung nimmt hier eine besonders wichtige Rolle ein. Wir müssen daher in die Zukunft investieren und diese Ausbildungsform weiter stärken.“
OVE-Präsident

Regionale Unterschiede und Ost-West-Gefälle

Österreichweit bleibt derzeit jede vierte Stelle unbesetzt - allerdings mit regionalen Unterschieden. In absoluten Zahlen ist Wien mit 2.400 fehlenden HTL-Absolvent:innen am stärksten betroffen, gefolgt von Oberösterreich (1.950) und der Steiermark (1.500).

Besonders kritisch zeigt sich die Lage im Westen: In Tirol und Vorarlberg bleiben bis zu 26 Prozent der offenen Stellen unbesetzt.

Auch hinsichtlich passender HTL-Ausbildungen gibt es ein Ost-West-Gefälle. HTLs mit spezifischen Schwerpunkten für die Industrie finden sich vorrangig im Nordosten und Süden Österreichs. Wien und Mödling stechen dabei als zentrale Regionen hervor. Nur 15 Prozent des gesamten HTL-Fachkräftepools werden in Salzburg, Tirol und Vorarlberg ausgebildet.

Handlungsbedarf klar erkennbar

Die Studie macht deutlich: Ohne entschlossene Maßnahmen droht die Fachkräftelücke weiter zu wachsen. Unternehmen alleine können diese Herausforderung nicht bewältigen. Gefragt sind gezielte politische und bildungspolitische Initiativen.

Die HTL ist das Rückgrat der technisch-industriellen Ausbildung in Österreich. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und die Innovationskraft der Betriebe langfristig zu sichern, braucht es jetzt eine klare Strategie zur Stärkung und zum Ausbau dieser Ausbildungsform.