Ethik als Chance oder Bremse von AAL-Innovationen?

Der Workshop von AAL AUSTRIA, der im Vorfeld der AAL Praxiskonferenz am 11. Dezember stattfand und von Bente Knoll (B-NK Gmbh) moderiert wurde, konzentrierte sich auf die Rolle der Ethik in Forschung und Entwicklung von AAL-Technologien. Der Fokus lag auf Akzeptanz und ethischen Überlegungen bei der Einführung von AAL-Systemen.

Katrin Paldán stellte das Leuchtturmprojekt TeleCareHub vor, das darauf abzielt, Telepflege in Österreich zu einer breiten Anwendung in der Praxis zu bringen, wobei die Balance zwischen Datenschutz, Usability und Kosten zentral ist. Dazu gilt es, diejenigen Qualitätsstandards für Lösungen der Gesundheitsversorgung zu garantieren, die in Deutschland schon heute an eine „App auf Rezept“ gestellt werden.

Lukas Wohofsky von der FH Kärnten betonte die Bedeutung von Benutzer:innenakzeptanz in der Produktentwicklung, wobei die Schlüsselaspekte Nützlichkeit, Vertretbarkeit und Vertrauen sind.

Victoria Ryczaj von cogvis präsentierte ein kontaktloses 3D-Smartsensor-System, das auf Infrarot-Technologie basiert, um kritische Situationen, auch über das Thema Sturz hinausgehend, zu erkennen und das Pflegepersonal zu alarmieren. Hierbei wurde besonders auf die ethischen Aspekte des Datenschutzes eingegangen. In der Entwicklung eines solchen Systems sind ethische Fragestellungen immer im Vordergrund und müssen aktiv behandelt werden.

Andreas Jansa von iLogs stellte die JAMES Notrufuhr vor, die Sicherheit und Unabhängigkeit bietet, und diskutierte die Herausforderungen bei der Einhaltung ethischer Grundsätze wie Nicht-Schaden, Gutes tun, Gerechtigkeit und Selbstbestimmung.

Richard Stern vom Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser hatte in den letzten Jahren zahlreiche AAL-Systeme evaluiert und kam zum Schluss, dass viele AAL-Systeme oft zu komplex seien und den Alltagsprozess der Pflegenden nicht ausreichend unterstützten. Er forderte einfachere und finanziell zugängliche Systeme.

Die Diskussion konzentrierte sich auf drei Hauptthemen: Akzeptanz, Datensammlung und ethische Fragen für den Arbeitskreis AAL Ethik. Es wurde betont, dass die Akzeptanz von AAL-Produkten sowohl von den Pflegenden als auch von den Pflegebedürftigen abhänge und dass eine institutionelle Unterstützung bei der Einführung solcher Technologien notwendig sei.

Bei der Datensammlung wurde die Wichtigkeit des Datenschutzes und der Datensparsamkeit hervorgehoben, während gleichzeitig die Nutzerfreundlichkeit gewährleistet sein muss.

Abschließend wurde Ethik als eine Chance für die Innovation im AAL-Bereich gesehen, die sowohl die Akzeptanz als auch den Nutzen für die Benutzer:innen erhöht. Für den AAL AUSTRIA Arbeitskreis Ethik ergeben sich daraus einige neue Fragestellungen und auch der Auftrag „AAL für die Gesellschaft nutzbar zu machen. Die Leistbarkeit von AAL-Systemen soll zudem in den Fokus rücken, auch von Seiten der Forschung.“

 

AAL Arbeitskreis Ethik

Leitung

Daniela Krainer, d.krainer@fh-kaernten.at

Lukas Wohofsky, l.wohofsky@fh-kaernten.at

beide: FH Kärnten

Martin Morandell
Martin Morandell
Generalsekretär AAL AUSTRIA – Innovationsplattform für intelligente Assistenz im Alltag
OVE Informationstechnik-Arbeitsgruppenleiter AAL