Im Interview mit der e+i verrät Raphael Petri, Vice President der Marke Zumtobel, was den Erfolg des Unternehmens ausmacht, welche Rolle Innovationen dabei spielen und wie Zumtobels Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit aussehen.
e+i: Die Zumtobel Group feiert heuer das 75. Jubiläum ihrer Kernmarke Zumtobel und hat sich vom Familienunternehmen in den 1950er Jahren zum heute international tätigen Lichtkonzern mit den Marken Zumtobel, Thorn und Tridonic entwickelt. Was waren die bisherigen Meilensteine der Unternehmensgeschichte?
Raphael Petri: Wenn man sich die Entwicklung von einem kleinen, sozusagen aus der Garage heraus gegründeten, Unternehmen - heute würde man es Start-up nennen - hin zu einem international ausgerichteten börsennotierten Konzern anschaut, sieht man schnell, dass die Meilensteine auch immer sehr stark mit Technologiewechseln und Innovationen einhergegangen sind, etwa dem Wechsel von der Leuchtstoffröhre zu LED.
Das ursprüngliche Konzept, mit der ‚Elektrogeräte und Kunstharzpresswerk W. Zumtobel KG‘ in Dornbirn Vorschaltgeräte für Leuchtstoffröhren zu fertigen, wurde bald von der Idee abgelöst, ein Gesamtsystem zu entwickeln. Das führte Mitte der 1970er Jahre auch dazu, das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln und Thorn zu kaufen.
Ein weiterer Meilenstein für die Marke Zumtobel war in den 1990er Jahren die Übernahme der Staff-Gruppe im deutschen Lemgo, wo wir nach wie vor einen wichtigen Produktionsstandort haben, vor allem für Downlights und Spotlights.
Dem technologiegetriebenen Ansatz unseres Unternehmens folgend, haben wir bereits ab dem Jahr 2001 auf LED-Aktivitäten gesetzt. Wir wollten uns in diesem Bereich schon früh weiterentwickeln und die Technologie auch vorantreiben.
Der jüngste Meilenstein war dann 2019 die Eröffnung unseres Software-Kompetenzzentrums in Portugal, um auch Software- und Gesamtlösungen zur Verfügung stellen zu können.
e+i: Die beiden Marken Tridonic und Zumtobel Lighting sind laut kürzlich veröffentlichtem Ranking des Europäischen Patentamts unter den Top 3, wenn es um Patentanmeldungen in Österreich geht. Welchen Stellenwert hat Innovation in der Zumtobel Group?
Petri: Einen extrem hohen! Innovation ist sozusagen Teil der DNA unseres Unternehmens, schon unser Gründer war ein Techniker und Tüftler und hat Innovationen eine hohe Bedeutung gegeben.
Bis heute ist es unser Ziel, mit innovativen Lösungen den Mehrwert für unsere Kunden zu erhöhen. Die angesprochenen Patentanmeldungen sind natürlich sehr stark aus dem Forschungs- und Entwicklungsbereich getrieben.
Vielfach handelt es sich dabei um sehr kleine funktionale Aspekte, die in Summe extrem relevant sind. Viele dieser Entwicklungen resultieren aus dem Austausch mit unseren Kunden.
Wir arbeiten auch laufend daran, bestehende Produkte zu verbessern und weiterzuentwickeln. Ein Beispiel dafür ist das seit über 20 Jahren sehr erfolgreiche Tecton-Lichtband. Tecton ist ein sehr, sehr umsatzstarkes Produkt. Weltweit wurden bereits über 39.000 km Tecton installiert, eine Strecke, die fast einmal um die ganze Erde reicht. Trotzdem stellen wir uns der Herausforderung, das Lichtband weiterzuentwickeln und zukunftsfit zu machen, damit es auch in den nächsten 20 Jahren erfolgreich ist. [...]
e+i: Im Vorjahr erhielt die Zumtobel Group den im Rahmen von Austria’s Leading Companies vergebenen ESG-Award für ihr umfassendes Engagement im Bereich Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Welche Maßnahmen setzen Sie hier konkret?
Petri: Nachhaltigkeit ist für uns ein immens wichtiges Thema, zum einen, weil wir eine gewisse Verantwortung der Gesellschaft gegenüber haben und davon überzeugt sind, dass wir als Unternehmen auch unseren Beitrag leisten müssen.
Zum anderen, weil wir Nachhaltigkeit schon seit unserer Gründung gelebt haben, auch wenn es damals vielleicht noch nicht so benannt wurde. Es war uns zum Beispiel schon immer ein zentrales Anliegen, eine hohe Gleichteileverwendung zu haben, d. h. über verschiedene Produktgruppen hinweg die Anzahl der Komponenten auf ein absolutes Minimum zu reduzieren.
Wir denken über das Thema Nachhaltigkeit in verschiedenen Bereichen nach. Unser Ziel ist es, nicht nur CO₂-Emissionen zu reduzieren, sondern auch beim Thema Kreislaufwirtschaft voranzugehen, und zwar stark datenbasiert und somit nachweisbar. Dazu haben wir so genannte Circular Design Rules etabliert – von der Materialwahl über das Produktdesign bis hin zu Wartung und Upgrades bzw. Recyclingfähigkeit wird alles mitgedacht. Wie hoch ist der Anteil an recyceltem Material, der in das Produkt hineinfließt? Wie hoch ist der Grad der Recyclability? Wieviel Prozent der Leuchte können wieder komplett auseinandergebaut werden? Wie hoch ist die Anzahl der Reusable Materials? All diese Fragen können wir datenbasiert mit konkreten Zahlen beantworten. [...]
Im Sinne der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung möchte ich auch einen Appell an andere Unternehmen oder Techniker:innen richten: Kommt auf uns zu, damit wir in den Diskurs gehen, uns austauschen und gemeinschaftlich noch nachhaltigere Geschäftsmodelle entwickeln können.
Effizienzsteigerungen sind zweifelsohne wichtig, aber es gibt noch so viele Themen darüber hinausgehend, die man - im besten Fall gemeinsam - angehen könnte.
e+i: Der Stammsitz Ihres Unternehmens ist fest in Dornbirn verankert. Wie beurteilen Sie den Wirtschaftsstandort Österreich und seine Rahmenbedingungen?
Petri: Dornbirn ist die Wiege des Unternehmens und natürlich nach wie vor ein integraler Bestandteil für den Unternehmenserfolg, aktuell sind rd. 1.700 Mitarbeiter:innen hier beschäftigt.
An diesem Standort ist neben dem zentralen Produktmanagement und der Produktion auch das Forschungs- und Entwicklungszentrum und somit die Drehscheibe der Innovation angesiedelt.
Was den Wirtschaftsstandort Österreich betrifft, ist zu sagen, dass wir insbesondere in Vorarlberg eine hohe Dichte an Kompetenz und Know-how vorfinden, schließlich treffen hier viele global agierende Unternehmen und auch Weltmarktführer in unterschiedlichen Bereichen aufeinander. [...]
Natürlich sind auch wir, wie viele andere Betriebe, mit Herausforderungen konfrontiert. Es ist kein Geheimnis, dass es derzeit nicht einfach ist, die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich zu gewährleisten.
Entscheidend wird es sein, die Fachkräfte von morgen zu gewinnen und langfristig zu halten. Wir kooperieren hier mit Universitäten, Fachhochschulen und HTLs, um uns potentiellen künftigen Mitarbeiter:innen und Auszubildenden als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren.
e+i: Den OVE und die Zumtobel Group verbindet bereits seit mehreren Jahrzehnten eine erfolgreiche Zusammenarbeit in der Zertifizierung und auch in der elektrotechnischen Normung. Welche Rolle spielt die Zertifizierung in Ihrer Branche? Und warum ist das Engagement in der Normung für Ihr Unternehmen so wichtig?
Petri: Normen sind ein essenzieller Nachweis für die Sicherheit von Produkten und die Korrektheit unserer Daten, auf die sich unsere Kunden verlassen können. Das ist auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Labors zertifizieren. Alle Messprozesse werden regelmäßig von Auditoren überwacht.
Unsere Expert:innen, die in den jeweiligen Normungsgremien mitarbeiten, versuchen dann natürlich, das technische Regelwerk weiterzuentwickeln, damit es immer auf dem neuesten Stand ist und wir letztendlich den Ansprüchen unserer Kunden gerecht werden. Als führendes Unternehmen in Österreich sehen wir uns da einfach auch in der Verantwortung für die ganze Branche.
Insofern ist die Zusammenarbeit mit dem OVE für uns extrem wichtig und sehr wertvoll, weil wir aus den Diskussionen in den Gremien immer wieder lernen und uns selber auch weiterentwickeln können.
Außerdem kann die Normung ein Teilaspekt der Innovation sein und da und dort Anschübe geben. [...]
Das vollständige Interview mit Raphael Petri lesen Sie in der neuen Ausgabe unserer Verbandszeitschrift e+i. Als OVE-Mitglied finden Sie die digitale Ausgabe in Ihrem persönlichen Login-Bereich unter "Mein OVE/Mitgliedschaft".