e+i aktuell: 50 Jahre VSÖ

Der VSÖ, ein wichtiger Kooperationspartner des OVE, feiert heuer sein 50-jähriges Jubiläum. Die e+i hat mit den drei Fachgruppen-Vorsitzenden (Alexander Kraus, Vorsitzender Fachgruppe Sicherheitsdienstleister; Jürgen Leimer, Vorsitzender Fachgruppe Elektronikdienstleister/Elektronische Sicherheitsanlagen; Herbert Maté, Vorsitzender Fachgruppe Mechanische und mechatronische Sicherheitseinrichtungen) sowie dem Generalsekretär des VSÖ, Robert Grabovszki, über die Geschichte und die Zukunft des Verbandes sowie die aktuellen Herausforderungen der Sicherheitsdienstleistungsbranche in Österreich gesprochen. 

e+i: Wenn Sie auf die ersten 50 Jahre des Verbandes zurückblicken: Was waren die Höhepunkte in diesen fünf Jahrzehnten?

Jürgen Leimer: Ich denke, das Allergrößte, was wir in den letzten 50 Jahren geschafft haben, ist, dass sich unterschiedlichste Organisationen, Firmen und Privatpersonen in sicherheitstechnischen Fragen an uns wenden. Das muss man sich einmal erarbeiten, so einen Ruf hat man nicht von heute auf morgen, dahinter steht unsere in 50 Jahren gewachsene Kompetenz.
Alexander Kraus: Ich glaube, wenn man zurückblickt und sieht, dass man nach 50 Jahren zwei Drittel der personellen Sicherheitsdienstleister am österreichischen Markt repräsentieren darf, dann ist das eine Erfolgsgeschichte. Wir werden von Politik und Exekutive aktiv eingeladen, unsere Meinung einzubringen, somit gelten wir für unsere relevanten Stakeholder als kompetenter Ansprechpartner.
Herbert Maté: Der VSÖ versteht sich als Ankerpunkt zum Thema Sicherheit. Es ist natürlich schon immer ein Ziel des VSÖ gewesen, ein österreichisches Qualitätsniveau im Bereich Sicherheit zu schaffen, nicht im Sinne von politischer Sicherheit, sondern wirklich im Sinne von Sicherheit im privaten und im gewerblichen Umfeld.
Robert Grabovszki: Ein ganz wichtiger Faktor ist unsere Neutralität. Wir waren und werden nie in irgendeiner Art und Weise politisch verhaftet sein. Das ist ein Qualitätsmerkmal, wir werden als absolutes Expertengremium wahrgenommen.

 

e+i: Welche aktuellen Herausforderungen sind im Sicherheitsbereich zu bewältigen, und wie sehen die Ziele des VSÖ in den kommenden Jahren aus?

Maté: Gemeinsam mit unseren Mitgliedern überlegen wir immer wieder: Welche Risiken, welche Gefahren gibt es? Was müssen wir angehen? Das ist natürlich gewissermaßen ein „schwarzes Loch“, aber wir versuchen, dieses Loch so klein wie möglich zu halten, unter anderem durch regelmäßigen Austausch, etwa bei unserem VSÖ-Afterwork. Hier treffen sich Unternehmen, um über aktuelle Herausforderungen zu diskutieren: Wie können wir ein Thema angehen? Haben wir eine Lösung? Brauchen wir eine eigene Richtlinie? In einem nächsten Schritt treten wir dann mit der Politik in Kontakt. Als VSÖ können wir ja nur eine Richtlinie schaffen, die für alle unsere Stakeholder so etwas wie ein Leitfaden ist, aber wir können keine Gesetze machen. Dazu braucht es die politische Ebene.

 
e+i: Auf europäischer Ebene gibt es aktuell viel Diskussion über die Richtlinien NIS 1 und NIS 2 und über Resilienz im Bereich von Netz- und Informationssystemen. Inwieweit beeinflusst das die Ziele und die Aufgaben des VSÖ?

Maté: Das ist gerade eines der aktuellsten Themen. Am 24. September hat der Nationalrat das Resilienzkritische Einrichtungen-Gesetz, das RKEG, beschlossen. NIS 2 ist ja noch nicht ganz durch. Es gibt sehr viele europäische Richtlinien und Verordnungen, die mit Sicherheit zu tun haben, sei es der Cyber Resilience Act oder der Data Act. Hier wollen wir als VSÖ natürlich unsere Expertise einbringen und auch einen entsprechenden Sicherheitsstandard in Österreich etablieren.
Grabovszki: Bedrohungslagen oder Risiken entstehen heute in zeitlich immer kürzeren Abständen. Daraus ergibt sich die Grundproblematik für unseren Verband, dass wir auch immer schneller die erforderliche Expertise aufbauen müssen. Cyber Security ist natürlich das Thema der nächsten Jahre und Jahrzehnte. Unser Grundansinnen ist es, immer die entsprechende Expertise abgeben zu können und auch vorausblickend zu sehen, wie wir unterstützen können.
Leimer: In der Elektronik beobachten wir auf jeden Fall das Phänomen der Schnelllebigkeit am Markt. Wenn man sich anschaut, welche Online-Plattformen mittlerweile auch Sicherheitstechnik anbieten, ist es für uns natürlich ganz wichtig, Personen, die nicht vom Fach sind, dementsprechend zu schulen und den potentiellen Schaden zu verhindern.
 

e+i: Im Juni wurde eine aktuelle VSÖ-Sicherheitsstudie präsentiert. Wie sicher ist bzw. fühlt sich unsere Gesellschaft, und wie kann die Sicherheit weiter erhöht werden?

Grabovszki: Rund 84 % der Befragten haben die Sicherheitslage in Österreich als durchaus zufriedenstellend betrachtet. Die diversen Krisen weltweit haben sich allerdings auch negativ auf das allgemeine Sicherheitsverständnis in Österreich ausgewirkt. Als VSÖ sehen wir das als Auftrag, uns wieder verstärkt um die allgemeine Bevölkerung zu kümmern und immer wieder aufzuzeigen, dass Österreich ja weiterhin ein sicheres Land ist. Wir bauen dabei auf die so wichtige Zusammenarbeit zwischen öffentlicher und privater Sicherheit. Zusätzlich ist für die Unternehmen, aber auch Privathaushalte das Vertrauen in qualitativ hochwertige Produkte und zertifizierte Unternehmen wichtig. Das haben mehr als 95 % der Befragten klar gesagt.
 

e+i: VSÖ und OVE arbeiten seit vielen Jahren eng zusammen. Was zeichnet diese Zusammenarbeit aus?

Maté: Ich glaube, wir haben mit dem OVE einen Partner gefunden, mit dem wir im regen Austausch unsere Richtlinien, also die VSÖ-Richtlinien, zu nationalen Richtlinien wie R2, R9, R10 machen können. Wichtig ist für uns natürlich auch die Expertise, die der OVE im Bereich der Normung und der Sicherheit hat.
Grabovszki: Meines Erachtens ist es vor allem Vertrauen, das unsere Zusammenarbeit auszeichnet. Wir sprechen dieselbe Sprache.
Leimer: Der OVE und wir, das ist eine Win-Win-Situation. Der OVE ist eine akkreditierte Stelle mit hochqualifizierten Sachverständigen, und wir haben die Expert:innen mit umfassendem Know-how im Sicherheitsbereich.

Das vollständige Interview lesen Sie in der neuen Ausgabe unserer Verbandszeitschrift e+i. Als OVE-Mitglied finden Sie die digitale Ausgabe in Ihrem persönlichen Login-Bereich unter "Mein OVE/Mitgliedschaft".

 

Fotos: David Payr, Walter Skokanitsch