5 Blitzmythen im Check

Rund um Blitze und Gewitter ranken sich viele Mythen - manche sind wahr, manche nicht. Jeder von uns kennt sicherlich einige dieser Mythen. Aber stimmen sie nun oder nicht?

In diesem Beitrag stellen wir fünf Blitzmythen vor. Unsere ALDIS-Biltzexperten klären auf, welche davon wahr sind und liefern auch gleich die wissenschaftliche Erklärung dazu.

Blitzmythos 1: "Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du weichen"

Dieses Sprichwort kennt so gut wie jeder. Doch was steckt dahinter – ist es wahr, oder handelt es sich um einen Mythos?

Dieser Satz ist definitiv UNWAHR! Es ist dem Blitz vollkommen egal, ob er in eine Buche oder in eine Eiche einschlägt.

Was allerdings stimmt, ist, dass Blitze bevorzugt in erhöhte Objekte einschlagen. Ein einzelner Baum in der Ebene befindet sich in einer erhöhten Position und wird daher mit gesteigerter Wahrscheinlichkeit zum Einschlagspunkt (falls Ladung aus der Wolke zufällig genau dorthin fortschreitet). Es gilt daher: Der Aufenthalt unter einzelnen Bäumen während eines Gewitters ist keine gute Idee.

Sollte der Blitz in den Baum einschlagen, ist man einerseits gefährdet durch Überschläge vom Stamm auf den Körper oder durch die Schrittspannung.

Andererseits führt die starke Erhitzung der feuchtigkeitshaltigen Stammteile zur explosionsartigen Ausdehnung, wodurch der Baum gespalten werden oder sogar stürzen kann bzw. Äste abgesprengt werden können. Wer sich in der Nähe befindet, kann von diesen Baumteilen getroffen werden.

Außerdem können Langzeitfolgeströme von Blitzen (welche häufig vorkommen und über mehrere hundert Millisekunden fließen können) das Holz in Brand setzen - sie heißen deshalb auch zündende Blitze. Von diesen brennenden Teilen geht also ebenfalls eine große Gefahr aus.

Ein Abstand von mindestens 10 Metern zu Bäumen ist optimal. Zusätzlich kann das Risiko eines tödlichen Biltzunfalles durch eine gehockte Position reduziert werden – sowohl in der Ebene als auch im Wald. Das hat eine Risikoauswertung von William P. Roeder ergeben.

Weiters: Beine dicht zusammenstellen und Ohren vor möglichem Knall schützen. Dies sind allerdings nur die letzten Maßnahmen, falls es nicht mehr anders geht.  Am sichersten ist immer noch ein geschützter, mit Blitzschutzsystemen ausgestatteter Bereich.

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Blitzmythos 2: Entfernung zum Gewitter - 3 Sekunden = 1 Kilometer

Meist bekommt man es als Kind schon beigebracht: „Zähle die Sekunden vom Zeitpunktdes Blitzes bis zum Beginn des Donnergrollens. Dividiere diese Anzahl an Sekunden durch Drei … dann weißt du, wie viele Kilometer der Blitz entfernt war.“ Aber stimmt das denn?

Diese Faustregel ist tatsächlich RICHTIG. Während sich das Leuchten des Blitzes mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet, haben Schallwellen „nur“ eine Geschwindigkeit von etwa 343 Metern pro Sekunde – genau genommen bei trockener Luft und 20°C Lufttemperatur. Nach drei Sekunden haben die Schallwellen demnach schon einen vollen Kilometer zurückgelegt.

Daher kommt auch die 30:30-Regel: Wenn weniger als 30 Sekunden zwischen Blitz und Donner (erster Teil der Regel) vergehen, dann ist das Gewitter weniger als 10 Kilometer entfernt und es ist unmittelbar Schutz aufzusuchen! Erst 30 Minuten (zweiter Teil der Regel) nachdem man das letzte Donnergrollengehört hat, ist man wieder sicher und kann bedenkenlos ins Freie gehen.

Aber warum hört man eigentlich einen Blitz in Form eines Donners?

Obwohl der exakte physikalische Vorgang der Schallausbildung zum Zeitpunkt des Folgeblitzes (engl. „Return Stroke“) noch unter wissenschaftlicher Diskussion steht, ist das Grundprinzip klar: Es liegt an der thermischen, explosionsartigen Ausdehnung des Plasmas des Blitzkanals.

Dieses Plasma erhitzt sich nämlich während der Blitzentladung aufgrund des Stromflusses auf etwa 30.000 Grad Celsius. Daraus resultiert eine Schockwelle, welche sich in der unmittelbaren Nähe des Blitzeinschlagspunktes sogar mit Überschallgeschwindigkeit ausbreitet und dann in eine gewöhnliche Schallwelle übergeht.

Deshalb wird in kürzeren Entfernungen, etwa einige hundert Meter, ein Knall wahrgenommen, welcher vergleichbar mit dem schrillen, druckvollen Geräusch beim Platzen eines Luftballons ist. Mit zunehmender Entfernung geht dieser Knall in ein Grollen über.

Übrigens kann ein Donnergroll eines einzelnen Blitzschlages sehr lange dauern: Bis zu 60 Sekunden. Der Grund liegt in der enormen Länge des Blitzkanals, welcher sich über dutzende Kilometer, auch horizontal in den Wolkenschichten, ausbreiten kann. Jeder räumliche Punkt entlang des Blitzkanals ist eine Schallquelle, die man früher oder später hören wird.

Auch Blitze, die den Boden nicht berühren (Wolke-Wolke Blitze) erzeugen Donner, da das physikalische Prinzip der Ausdehnung heißen Plasmas dasselbe ist. Je weiter jedoch das Gewitter entfernt ist, desto weniger hört man davon. Im Extremfall gar nichts, wie etwa beim „Wetterleuchten“, welches über mehrere Dutzend oder sogar hunderte Kilometer noch beobachtet werden kann.

Blitzmythos 3: Schmuck und Metallgegenstände am Körper ziehen Blitze an. Bei Gewitter kein Mobiltelefon verwenden.

Auch schon mal gehört? Es handelt sich hier definitiv um MYTHEN.

Wenn man sich bei einem Gewitter im Freien befindet und zu den höheren Objekten im Umfeld gehört, ist man gefährdet, selbst zum Einschlagspunkt eines Blitzes zu werden - und das unabhängig davon, welche Gegenstände man bei sich trägt. Insbesondere Schmuck oder Handys beeinflussen den Vorgang in keiner Weise.

Wird man im unglücklichen Fall jedoch vom Blitz getroffen, wird der Schmuck durch den hindurchfließenden Strom stark erhitzt und hinterlässt Brandzeichen am menschlichen Körper.

Eine Blitzentladung erfolgt in drei Phasen: Zuerst wächst der Leitblitz von Wolke Richtung Boden. Seine Ausbreitungsrichtung ist zunächst rein zufällig. Wenn sich der Leitblitz dem Boden nähert, zieht er entgegengesetzt polarisierte Ladungen, sog. Fangentladungen, an (Phase 2). Die Fangentladungen wachsen dem Leitblitz bis zu einigen 100 Metern entgegen und zwar bevorzugt von spitzen Gegenständen und Strukturen wie von scharfen Kanten, Bäumen, Blitzschutzeinrichtungen, Windrädern, Türmen, Kirchen usw.

Nach dem Zusammentreffen von Leitblitzkopf und Fangentladung beginnt die Hauptentladung (engl. Return Stroke), jener Prozess, der schlechthin als Blitz bezeichnet wird. Sie nimmt ihren Ausgang am Einschlagpunkt und pflanzt sich mit einer mittleren Geschwindigkeit von 130 m/µs in Richtung Wolke fort.

Viele Fragen über die Auswirkungen von Blitzschlägen auf Menschen, Tiere und Sachgüter sind bis heute auch in der Wissenschaft nicht geklärt. Um die Abläufe von Blitzunfällen zu dokumentieren und zu untersuchen, bietet ALDIS eine Anlaufstelle zur Meldung von Blitzunfällen.

Anlaufstelle für Blitzunfall-Meldungen

Blitzmythos 4: Im Auto ist man sicher

Diese Aussage ist generell korrekt. Da die Karosserie des Autos ein metallener (Faraday’scher) Käfig ist, können elektromagnetische Felder nicht eindringen – und damit auch der Blitzstrom nicht.

Er wird an der Außenschicht der Karosserie Richtung Erdboden wandern. Da die Autoreifen nicht leitfähig sind, wird der Blitzstrom, aller Wahrscheinlichkeit nach, im Zuge eines Funkenüberschlages in den Boden abgeleitet.

Dennoch darf man sich nicht blind auf diese Aussage verlassen: Cabrios, deren Dächer geöffnet sind, haben zwar noch emporragende Bügel, bzw. den Rahmen der Windschutzscheibe als erhöhte, spitze Objekte, über welche sich Fangentladungen ausbilden können – jedoch ist das Risiko des direkten Blitzschlages oder eines Überschlages bereits besonders hoch. Bei geschlossenem Dach eines Cabrios ist aufgrund der vorhandenen Metallrahmen jedoch auch Schutz vor direkten Blitzschlägen gegeben.

Im Campingwagen oder Wohnmobil ist man genauso sicher, sofern die Karosserie aus Metall ist. Falls sie hingegen aus Kunststoff ist, ist ein zusätzlicher Blitzableiter notwendig.

Man ist in Vollkarosserieautos zwar auch während der Fahrt gut vor direkten Blitzschlägen geschützt, jedoch empfiehlt es sich, die Fahrt bei starken Niederschlägen und Sturm zu unterbrechen.

Allerdings sollte man nicht unter Bäumen parken (siehe Blitzmythos 1), da man durch herabstürzende Baumteile gefährdet ist. Nach einem Gewitter ist die Fahrzeugelektronik auf korrekte Funktionalität zu prüfen.

Blitzmythos 5: Bei Gewittern flach auf den Boden legen

Nein, das stimmt NICHT. Die empfohlene Position bei Gewittern auf freiem Feld in der Ebene ist, sich mit geschlossenen Beinen hinzuhocken.

Wenn man sich im Freien befindet und keine Schutzhütte mit Blitzschutzanlage mehr erreicht, ist man bereits einem sehr hohen Risiko ausgesetzt. Das Risiko eines tödlichen Blitzunfalles lässt sich durch eine korrekte Körperhaltung deutlich reduzieren.

In der Hocke ist man kleiner, was die Wahrscheinlichkeit, getroffen zu werden, reduziert. Wenn ein Blitz in der Entfernung von einigen Metern einschlägt, kann es durch den Blitzstrom und den elektrischen Widerstand des Erdbodens zu gefährlichen Spannungen kommen, die umso höher sind, je weiter die Füße am Boden voneinander entfernt sind. Dadurch entsteht ein Stromfluss über die Extremitäten, welcher Verletzungen zur Folge hat.

Noch extremer ist es, wenn man flach am Boden liegt. Hier weist man eine noch größere Länge auf, über welche gefährliche Oberflächenentladungen auftreten können (insbesondere in felsigem Gelände mit schlechter Bodenleitfähigkeit!).

Die geschlossene Beinhaltung in der Hockposition minimiert die Schrittspannung und reduziert damit weiter das Risiko von Verletzungen bei Blitzeinschlägen in unmittelbarer Nähe.

Weiters sollte man sich auch die Ohren zuhalten. Da der Schalldruck neben einem Blitzeinschlag dem einer Explosion gleicht, können geplatzte Trommelfelle oder ein Knalltrauma die Folge sein.

Mehr Tipps zu Verhalten bei Gewitter finden Sie in diesem Beitrag.