3 Fragen an: Katharina Polomini

Mit einem Vorlauf von einigen Jahren wurde bei Wien Energie im Oktober 2020 das New Work-Modell der Arbeitszeitflexibilisierung eingeführt.

Das heißt konkret, dass die Beschäftigten mit Bürotätigkeit arbeiten dürfen, wann und wo sie wollen; es gibt die Möglichkeit zwischen 06:00 und 22:00 Uhr und bis zu drei Tage mobil zu arbeiten, die restlichen Tage werden im Büro verbracht.

Mit diesem Modell verlässt man bei Wien Energie bewusst den „alten“ Pfad der Präsenzkultur zugunsten einer neuen, durch mehr Eigenverantwortung getriebenen Leistungs- und Vertrauenskultur.

Was unternehmensintern von langer Hand geplant wurde, erfuhr durch die Corona-Pandemie zweifelsohne einen zusätzlichen Boost.

Arbeitszeitflexibilisierung - Wien Energie GmbH

OVE Fem: Welche Überlegungen und Regelungen mussten vor der offiziellen Einführung der Arbeitszeitflexibilisierung getroffen werden?

Katarina Polomini: Etablierte Berufsbilder verschwinden, Rollenbilder wandeln sich. Neue Technologien ändern die Art und Weise, wie wir arbeiten. Auch bei Wien Energie: In den nächsten zehn Jahren muss rund die Hälfte unserer Mitarbeiter:innen aufgrund von Pensionierungen nachbesetzt werden, mit immer stärkerem Fokus auf digitale Kompetenzen.

Uns war klar, dass wir darauf reagieren müssen. Wir als innovatives Unternehmen haben für uns den Anspruch, immer die Augen offen zu halten. Denn es geht darum, Vorteile, die sich aus der Digitalisierung ergeben, zu nutzen, um höhere Stufen der Effizienz und Produktivität zu erreichen.

Neues Arbeiten setzt jedoch auch ein neues Mindset voraus – es braucht einen Kulturwandel. Darum haben wir bereits im Vorfeld einen Kulturprozess gestartet, der kreatives Denken und Eigenverantwortung fördert, die Mitarbeiter/innen auf das neue Arbeiten einstimmt und auf Diversität in der Belegschaft setzt.

 

OVE Fem: Welche Ziele werden mit der Arbeitszeitflexibilisierung verfolgt?

Polomini: Wien Energie setzt einen massiven Schritt Richtung New Work. Erst vor zehn Jahren wurde von Fixzeit auf Gleitzeit umgestellt. Mit 1. Oktober 2020 läutete das Unternehmen eine neue Ära in der Unternehmenskultur ein: Von der Präsenz- zur Leistungskultur.

Im Fokus steht das gemeinsame Erreichen der Unternehmensziele, die Anwesenheit am Arbeitsplatz rückt in den Hintergrund. Das New Work-Konzept geht weit über Homeoffice hinaus.

Damit wollen wir auch am hart umkämpften Fachkräftemarkt im „War for Talents“ punkten. Denn für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet das flexible Arbeiten auch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, die Möglichkeit, private Termine in den Berufsalltag zu integrieren, den Wegfall von Anfahrtszeiten oder auch die Rush Hour umgehen zu können.

 

OVE Fem: Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung dieses New Work-Modells in Ihrem Unternehmen nach Eindämmung der Pandemie ein?

Polomini: Corona war quasi ein Katalysator – ein flächendeckender Feldversuch. Die positiven Erfahrungen in Bezug auf Homeoffice und Remote-Arbeiten haben den Weg hin zum neuen Arbeitsmodell stark beschleunigt. Wir haben diesen Schwung genutzt und das neue Modell heute dauerhaft im Unternehmen verankert.

Damit das neue Arbeiten funktioniert, braucht es klare Spielregeln: wie beispielsweise gute Kommunikation im Team, Kalenderpflege, Wahrung des Datenschutzes und klare Vereinbarungen zur Erreichbarkeit. Wir werden auch kulturell einiges tun: Mit zielgerichteten Organisationsentwicklungsmaßnahmen werden wir die Entwicklung hin zu einer leistungsorientierten Unternehmenskultur noch weiter fördern.

Sobald sich die Corona-Krise wieder entspannt und es im Zuge dessen auch möglich sein wird, auch unsere Büros zu nutzen, wird das Vereinbaren von hybridem und digitalem Arbeiten die nächste Weiterentwicklung des neuen Arbeitens sein. Darauf fokussieren wir uns aktuell.