OVE Fem bei der OVE-Energietechnik-Tagung 2025

Energie-Expertinnen setzen ein Zeichen im Frauen-Panel

Die heurige OVE-Energietechnik-Tagung fand am 15. und 16. Oktober im Kufstein statt und versammelte mehr als 300 Energieexpert:innen, die über die wesentlichen Schritte für die Umsetzung eines nachhaltigen und zukunftssicheren Energiesystems diskutierten. Neu bei der diesjährigen, nunmehr 62. OVE-Energietechnik-Tagung: eine OVE Fem-Expertinnen-Runde.

Im Vergleich zu 2010 hat sich der Frauenanteil in technischen Berufen beinahe verdoppelt. Und auch OVE Fem, das Frauennetzwerk im OVE Österreichischer Verband für Elektrotechnik, hat in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen und verschiedenste Initiativen – von Frauen für Frauen – auf die Beine gestellt. Einer der Höhepunkte: Erstmalig in der Geschichte der OVE-Energietechnik-Tagung – sie fand heuer immerhin bereits zum 62. Mal statt – zeichnete OVE Fem für einen Frauen-Programm-Slot verantwortlich.

Im „OVE Fem Expertinnen Talk: Energiesystem 2040“ versammelte Michaela Leonhardt, Leiterin des Geschäftsfelds Erneuerbarer Wasserstoff bei Burgenland Energie, in ihrer Funktion als OVE Fem-Vorsitzende drei ausgewiesene Energie-Expertinnen auf der Bühne um sich: Tara Esterl, AIT Austrian Institute of Technology, Hemma Bieser, OurPower Energiegenossenschaft SCE, und Christine Materazzi-Wagner, E-Control.

Vier verschiedene Perspektiven

Eine Stunde lang fokussierten die vier Damen aus vier verschiedenen Blickwinkeln das Thema Energiesystem 2040: Tara Esterl näherte sich dem Thema aus Sicht der Forscherin, Michaela Leonhardt selbst präsentierte die Unternehmenssicht; aus der Perspektive neuer Geschäftsmodelle warf Hemma Bieser einen Blick auf das Thema, und Christine Materazzi-Wagner betrachtete die Energiezukunft schließlich aus der Perspektive der Regulierungsbehörde.

Einführend hob Michaela Leonhardt die beiden Kernfaktoren eines klimaneutralen Energiesystems – Sicherheit und Flexibilität – hervor und stellte die Energiewende in einer Matrix dar. Die Matrix zeigte, dass Sicherheit ohne Flexibilität Stillstand bedeutet und Flexibilität ohne Sicherheit Chaos. Das Resümee: Der Anspruch für 2040 ist ein Energiesystem, das sicher und wandlungsfähig zugleich ist.

In weiterer Folge zeigte Hemma Bieser auf, welche Rolle regionale Aktivitäten und „aktive Bürger“ für Flexibilitäten im Energiesystem spielen. Tara Esterl, am AIT verantwortlich für die strategische Weiterentwicklung des Forschungsbereichs integrierte Energiesysteme, gab Einblicke in ihre Forschungsarbeit und zeigte auf, mit welchen bestehenden Technologien wir bereits heute durchstarten könnten, denn: Die Kosten des Nicht-Handelns überschreiten aktuell die tatsächlich benötigten Innovationskosten um ein Vielfaches.

Als Leiterin der Abteilung Strom bei E-Control informierte Christine Materazzi-Wagner die Teilnehmer:innen, wie Flexibilität als Schlüsselelement der Energiewende regulatorisch definiert ist. In ihrem Kurzvortrag sprach sie über die Interaktion zwischen Anforderungen und Rahmen und zeigte auf, welche Entwicklungen gerade auf uns zukommen. Fazit: Die Entwicklungen zeigen den Weg von einem stark zentralisierten, fossilen System hin zu einem dezentralen, digitalen und zunehmend klimaneutralen Energiesystem. Mit langen Genehmigungsverfahren sowie Gesetzen und Rahmenbedingungen, die sich aktuell noch in Entwicklung und Ausarbeitung befinden, gibt es noch einige Bottlenecks, die entschärft werden müssen.

Die Impulse der Expertinnen selbst, aber auch die angeregte Diskussion im Nachgang machten einmal mehr deutlich, dass auch Frauen wichtige Player für die Energiezukunft 2040 sind und mit ihrem Know-how wichtige Akzente setzen. Das Energiesystem ist im Umbruch – technologisch, organisatorisch und gesellschaftlich. Mit dem OVE Fem-Expertinnen-Panel wurden genau diese Aspekte aufgezeigt. Und: Je vielfältiger die Aspekte, die einfließen und die Menschen, die an der Energiezukunft arbeiten, umso intelligenter wird das System.

Ausgezeichnete Expert:innen

Im Rahmen der Abendveranstaltung zur OVE-Energietechnik-Tagung wurden neben einigen Herren auch zwei Damen für ihre wissenschaftlichen Leistungen ausgezeichnet:

Mit ihrem Poster „Evolution der technisch organisatorischen Regeln (TOPR) der E-Control: Grundlagen, Herausforderungen und wesentliche Beispiele für Anpassungen“ heimste Esther Werderitsch gemeinsam mit Theresia Perger (beide E-Control Austria) den Best Poster Award ein.

Lia Gruber, langzeitige OVE Young Engineers-Vorsitzende in Graz, wurde für ihre Dissertation „Optimization & Policy Development of Energy Communities: Exploring Technological, Economic, and Social Dimensions“ mit dem Oesterreichs Energie Preis ausgezeichnet.