OVE Fem-Interview mit Jasmin Mensik

Jasmin Mensik

Als Verantwortliche bei der E-Control für die Überwachung und Analyse der Handelsdaten von börslich und außerbörslich abgeschlossenen Strom- und Gasgroßhandelsgeschäften verfügt Jasmin Mensik über umfassendes Fachwissen im Energiesektor, das sie aktuell durch ihr berufsbegleitendes Doktoratsstudium (BOKU) zum Thema hybride Energiespeichersysteme zielstrebig weiter vertieft.

Abseits von Arbeit und Studium leitet Jasmin mit ihrem Mann einen Karateverein, in dem sie selbst als Trainerin aktiv ist, und ist passionierte Reiterin.

Ihre Freizeitaktivitäten helfen ihr, den Kopf neben Fulltime-Job und Studium frei zu halten und fokussiert zu bleiben. Selbstorganisation und effektives Zeitmanagement sind wesentliche Konstanten in Jasmins Leben.

Großes Interesse für Energie in allen Formen

OVE Fem: „Von der Modeschule in die Energietechnik und Energiewirtschaft“ – so oder so ähnlich könnte Ihr Bildungsweg kurz und knapp beschrieben werden. Wie kam es dazu?

Jasmin Mensik: Die Entscheidung für die Modeschule wurde unter anderem dadurch beeinflusst, dass ich schon immer vielfältige Interessen hatte und auch kreative Tätigkeiten mochte. In meinem Umfeld wurde ich auch vermehrt in diesem Bereich gefördert, das hat meine Entscheidung zusätzlich gestärkt. Rückblickend spielte vermutlich auch das gesellschaftliche Bild eine Rolle, wonach kreative Berufe als besonders zugänglich und naheliegend für junge Frauen galten, zumindest war dies mein damaliger Eindruck.

Ungefähr am Ende des zweiten Schuljahres habe ich gemerkt, dass mir insbesondere technische, analytische und logische Aufgaben sehr viel Freude bereiten und dass ich mich langfristig viel mehr in diesem Bereich sehe. Heute weiß ich, dass Kreativität und technisches Denken sich nicht ausschließen, sondern sich sogar sehr gut ergänzen können.

OVE Fem: Sie studierten Umwelt- und Bioressourcenmanagement an der BOKU und legten im Masterstudium Ihren Schwerpunkt auf die Energietechnik …

Mensik: Energie in all ihren Formen hat mich schon früh fasziniert, vor allem, weil sie in unserem Alltag überall präsent ist. Ich wollte die Hintergründe verstehen und mehr darüber erfahren, wie die technischen Prozesse funktionieren. Noch vor der Matura habe ich mich besonders für erneuerbare und innovative Technologien interessiert.

Im Bachelorstudium habe ich begonnen am Institut für Verfahrens- und Energietechnik der BOKU mitzuarbeiten, was mich noch mehr für das Thema begeistert hat. Die Arbeit am Institut war auch ein Grund, warum ich mich entschieden habe, meinen Master ebenfalls an der BOKU zu machen, aber mit einem klaren Fokus auf Energietechnik.

Zusätzlich habe ich einige Lehrveranstaltungen an der TU Wien besucht, um mich in bestimmten Themenbereichen noch intensiver zu vertiefen.

OVE Fem: Während Ihres Studiums arbeiteten Sie als studentische Mitarbeiterin unter anderem am Projekt „Focus on Renewable Technologies“ mit und errichteten im Team Demonstrationsanlagen, die erneuerbare Energiequellen für ein nicht-technisches Publikum veranschaulichten. Welche Erfahrungen und Eindrücke konnten Sie aus dieser Projektmitarbeit für sich ableiten?

Mensik: Durch dieses Projekt habe ich zum ersten Mal erkannt, wie wichtig es ist, komplexe Themen und Prozesse verständlich und greifbar zu machen. Um Menschen zur aktiven Teilnahme an der Energiewende zu motivieren, benötigt es Interesse und Verständnis.

Das Hauptziel unseres Projektes war es, Erneuerbare Energien für Nicht-Techniker:innen greifbar und erlebbar zu gestalten. Wir haben hierfür mit namhaften Projektpartnern zusammengearbeitet und auch selbst am Universitätsinstitut Versuchsanlagen entwickelt, welche die Funktionsweise dieser Technologien praktisch und anschaulich demonstriert haben. Die Anlagen waren Bestandteil einer interaktiven Ausstellung der SONNENWELT Großschönau.

OVE Fem: Seit 2018 sind Sie nun für die E-Control tätig und aktuell zuständig für die Überwachung des europäischen Strom- und Gas-Großhandelsmarktes mit Schwerpunkt auf Lieferung in Österreich. Was genau kann man sich darunter vorstellen?

Mensik: Dieses Tätigkeitsfeld ist sehr interdisziplinär und analytisch. Es geht um die Überwachung und Analyse der Handelsdaten der börslich und außerbörslich abgeschlossenen Strom- und Gasgroßhandelsgeschäfte. Dabei achten wir besonders auf Auffälligkeiten, die auf mögliche Marktmanipulation oder Insiderhandel hinweisen könnten.

Diese Arbeit erfordert eine investigative Herangehensweise und ist oft von hoher Komplexität geprägt. Wenn wir Verdachtsmomente entdecken, wird ein Verfahren eingeleitet, um zu klären, ob es sich um strafbares Verhalten handelt. Darüber hinaus bin ich in europäischen Arbeitsgruppen tätig, wo wir sowohl an der Datenanalyse als auch an der Weiterentwicklung der Leitfäden arbeiten.

OVE Fem: Zusätzlich zu Ihrer Vollzeitbeschäftigung bei der E-Control liegen Sie derzeit in den finalen Zügen Ihres berufsbegleitenden Doktoratsstudiums. Worum geht’s – in drei bis fünf Sätzen zusammengefasst – in Ihrer Dissertation?

Mensik: Im Fokus stehen hybride elektrische Energiespeichersysteme, die den Vorteil bieten, verschiedene Speichertechnologien anhand ihrer Stärken miteinander zu kombinieren und so die Gesamtperformance zu optimieren. Die Forschungsfragen adressieren Wechselwirkungen, Synergiepotenziale und dynamischen Effekte innerhalb dieser hybriden Systeme sowie deren Auswirkungen auf das Gesamtsystem. Die Analysen erfolgen ausschließlich in 100% erneuerbaren Stromsystemen und konzentrieren sich dabei auf die physikalisch-technischen Aspekte. 

OVE Fem: Einen Fulltime-Job und ein Doktoratsstudium unter einen Hut zu bringen, klingt sehr herausfordernd. Was treibt Sie an?

Mensik: Die Neugierde und die Freude, komplexe Sachverhalte zu analysieren, sind wohl die wesentlichen Punkte, die mich antreiben. Ich schätze die geistige Herausforderung und die Möglichkeit, mich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Lernen und neue Perspektiven zu gewinnen, sind in meinem Leben sehr wichtige Aspekte.

OVE Fem: Welche Charaktereigenschaften und angelernte Skills sind für Ihren bisherigen Werdegang – nach Ihrer persönlichen Einschätzung – unerlässlich?

Mensik: Im Rückblick sehe ich, dass Neugier und Selbstdisziplin immer wieder entscheidend waren. Wenn ich mich mit neuen und komplexen Themen auseinandersetze, gibt es natürlich Momente, in denen ich auf Herausforderungen stoße oder eine Lösung nicht sofort finde. In solchen Situationen hilft mir meine Neugier, weiter nach Antworten zu suchen und natürlich ein gewisses Maß an Durchhaltevermögen.

Außerdem ist es sehr nützlich, wenn man die Perspektive wechseln und alternative Lösungen berücksichtigen kann. Zusätzlich spielt Selbstorganisation und effektives Zeitmanagement natürlich eine zentrale Rolle. Diese Fähigkeiten waren gerade bei der Kombination aus berufsbegleitendem Doktoratsstudium und der Vollzeitstelle bei der E-Control sehr hilfreich.

OVE Fem: Neben Ihrer aktuellen Vollauslastung schaffen Sie es, sich auch immer wieder Zeit für Networking Events, wie z. B. unsere OVE Fem-Netzwerktreffen, zu nehmen. Worin sehen Sie den Nutzen von Netzwerken wie OVE Fem?

Mensik: Das Netzwerk bringt Expertinnen aus verschiedenen Hierarchieebenen aus der Wirtschaft, Wissenschaft und der Regulierung zusammen, was den Dialog bereichert und vielfältige Sichtweisen auf aktuelle Themen eröffnet. Diesen fachlichen Austausch empfinde ich als sehr bereichernd. Außerdem leistet das OVE Fem-Netzwerk aus meiner Sicht einen bedeutenden Beitrag, indem es Expertinnen sichtbar macht und so deren Einfluss und Expertise in der Branche stärker zur Geltung bringt.

OVE Fem: Und wenn dann doch noch ein bisschen Zeit für die ganz private Jasmin Mensik bleibt: Was macht Ihnen Spaß, womit beschäftigen Sie sich in Ihrer Freizeit gerne?

Mensik: Gemeinsam mit meinem Mann leite ich einen Karateverein, in dem ich sowohl als Trainerin tätig bin, aber auch selbst aktiv trainiere. Karate erfordert nicht nur körperliche Kontrolle, sondern auch einen intensiven Fokus auf den Moment und die Präzision jeder Bewegung.

Zusätzlich bin ich seit einigen Jahren Mitreiterin und habe ein Pflegepferd, mit dem ich regelmäßig arbeite. Auch hier geht es viel um körperliches und geistiges Bewusstsein. Ein Aspekt, der eine Parallele zwischen beiden Hobbies darstellt und den ich sehr schätze.

Durch den starken Fokus auf den gegenwärtigen Moment bieten mir diese Aktivitäten eine wunderbare Möglichkeit, den Kopf von anderen Aufgaben kurzfristig freizubekommen.

OVE Fem: Danke für das Interview.

Jasmin Mensik
Dipl.-Ing. Jasmin Mensik
Energiegroßhandelsmarktüberwachung & REMIT
Abteilung Volkswirtschaft
E-Control