e+i aktuell: Brigitte Bach im Interview

Die Physikerin Brigitte Bach steht nach einer beeindruckenden Karriere in der Energietechnik seit einem Jahr an der Spitze der Salzburg AG. Im Interview mit der e+i spricht die einzige Frau im Vorstand eines österreichischen Energieversorgers über die Energiewende und ihr Engagement für mehr Frauen in der Technik.

e+i: Seit Beginn des vergangenen Jahres sind Sie Vorständin der Salzburg AG. Was konnten Sie im ersten Jahr Ihrer Vorstandstätigkeit bereits umsetzen, was steht noch am Programm?

Brigitte Bach: Ich bin zu einer sehr spannenden und für mich auch guten und richtigen Zeit in die Salzburg AG gekommen, weil sich das Unternehmen gerade in einem Transformationsprozess befindet. Wir haben uns als Green Tech Company positioniert und arbeiten am Ausbau unserer digitalen Angebote sowie an neuen Produkten, die an der Schnittstelle von Green Tech und Digitalisierung stehen – verbunden mit einer enormen Wachstumsstrategie. Rückblickend auf das vergangene Jahr zählt eine deutliche Weiterentwicklung in der Fernwärme zu den ersten wichtigen Schritten, vor allem auch im Hinblick auf die Dekarbonisierung. Außerdem ist es gelungen, die Elektromobilität neu zu organisieren – ein eigenes Team entwickelt die öffentliche Ladeinfrastruktur, von der Standortwahl über die Auswahl der Technologie bis hin zu Umsetzung und Betrieb. Ich habe auch begonnen, das Thema Wasserstoff in der Salzburg AG zu verankern. Wir haben im letzten Jahr die Planung eines Elektrolyseurs gestartet und sind der Klimafonds-Vorzeigeregion WIVA beigetreten. Wir hoffen, hier die Fördermittel für die Umsetzung von zwei Modellregionen mit Wasserstoffbussen zu erhalten. Last but not least ist ein wichtiges Kulturprojekt zu erwähnen, das sich mit Gendermainstreaming beschäftigt: Im Programm #DIEZukunft steht die Chancengleichheit für Frauen in der Salzburg AG im Fokus.

e+i: Wie darf man sich dieses Programm konkret vorstellen?

Bach: Es geht um die Frage, wie wir Frauen in die Sichtbarkeit bringen können. Wir setzen zunächst ein entsprechendes Monitoring auf und erfassen, wie viele Mitarbeiterinnen und weibliche Führungskräfte wir haben. Wir schaffen Netzwerke und Mentoringkonzepte, installieren eine gendergerechte Sprache, bieten Aus- und Weiterbildung und suchen nach Möglichkeiten, Beruf und Familie besser zu vereinen, etwa im Bereich der Arbeitszeiten, mit Homeoffice- oder Kinderbetreuungsangeboten. Das Programm #DIEZukunft strahlt bereits nach außen aus: Wir haben schon einige junge Mitarbeiter:innen bei uns, die bei der Bewerbung angegeben haben, dass sie sich aufgrund dieses Programms angesprochen fühlen und zu uns kommen möchten. Wir wollen dezidiert mehr Frauen ins Unternehmen holen, sie halten, fördern und in die Führung bringen. Wir brauchen sie, und das hat vor allem zwei Gründe: Zum einen wollen wir die Kultur ändern, im Sinne einer lebendigen, innovativen, kreativen Kultur, um auch neue Produkte zu entwickeln und die großen Herausforderungen in Chancen zu verwandeln, für die Gesellschaft und für uns. Das zweite große Thema ist die Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation in fünf bis zehn Jahren. Es wird immer schwieriger werden, Mitarbeiter:innen mit hoher Qualifikation zu finden – und wir wissen alle, dass viele Frauen sehr qualifiziert sind.

Portrait Brigitte Bach
"Wir wollen dezidiert mehr Frauen ins Unternehmen holen, sie halten, fördern und in die Führung bringen."
Salzburg-AG-Vorständin

e+i: Im Rahmen Ihrer beruflichen Tätigkeit befassen Sie sich schon seit vielen Jahren mit der Umgestaltung von Energiesystemen – zunächst auf Seiten der Forschung, nun in einer Position, wo Sie Forschungsergebnisse realisieren können. Womit beschäftigen Sie sich gerade? Und wie wird das Energiesystem der Zukunft aussehen?

Bach: Als Salzburg AG arbeiten wir daran, so rasch wie möglich zur Energiewende beizutragen, das heißt weitestmöglicher Ausbau von Wasserkraft, Photovoltaik und Windkraft. Wir engagieren uns, wie bereits angesprochen, auch im Bereich Wasserstoff. Grüner Wasserstoff wird ein Teil des künftigen Energiesystems sein, etwa in der Industrie und im Mobilitätsbereich, der sich grundlegend ändern wird: Wo es individualisierte Mobilität gibt, wird sie elektrisch sein, wo Schwertransporte oder Busse über weite Strecken unterwegs sind, wird Wasserstoff sicher eine große Rolle spielen. Der öffentliche Verkehr gewinnt immer mehr an Bedeutung und muss auch entsprechend ausgebaut werden. Ganz wichtig ist außerdem, Fernwärme zu dekarbonisieren und grüner zu machen, etwa durch Biomasseheizkraftwerke. Ein großes Thema ist natürlich auch die Energieeffizienz, in Gebäuden, im Tertiärsektor, aber auch im Industriesektor. Für das Energiesystem der Zukunft ist es aber auch notwendig, die Netze entsprechend zu verstärken. Wir arbeiten schon daran und werden das weiter tun, weil die vielen dezentralen Einspeiser einfach andere Netzstrukturen brauchen – das gilt natürlich auch für die Elektromobilität. Aufgrund der im Verhältnis geringeren Anzahl von Kraftwerken, die Bandstrom liefern, müssen wir auch den Einsatz netzdienlicher Speicher verstärken und brauchen intelligente Systeme sowie virtuelle Kraftwerke. Der Bedarf an Flexibilität wird steigen, nicht zuletzt, weil zusehends mehr Bürger:innen das Energiesystem mitgestalten.

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e+i: Was muss passieren, damit wir in Zukunft nicht auf das vielfältige Potenzial von Frauen in der Technik verzichten müssen – mit anderen Wort en: Was können wir tun, um mehr Mädchen für einen technischen Beruf zu begeistern?

Bach: Was wir vor allem brauchen, ist die Unterstützung der Eltern. Das soziale Geschlecht, also wie wir uns als Frau oder Mann typischerweise verhalten, wird ja sehr stark von den Eltern und der erweiterten Umgebung geprägt. Wir müssen also mehr Eltern dafür gewinnen, Mädchen nicht nur in die ‚typischen‘ Interessensgebiete einzuführen, sondern sie auch mit Technik und Naturwissenschaft in Berührung zu bringen. Kindergarten, Schule, Industrie und Wirtschaft können natürlich eine wichtige Rolle spielen, aber ohne die Eltern wird es nicht funktionieren. In der Salzburg AG bieten wir im Sommer so genannte Robo-Camps an. Volksschulkinder lernen dabei zu programmieren und mit Robotern zu spielen. Voriges Jahr hatten wir zum ersten Mal zwei dieser Kurse ausschließlich für Mädchen, die den kleinen Robotern tanzen beigebracht haben. Das war ein Riesenerfolg und hat ausgezeichnet funktioniert. Was ich allen Mädchen und jungen Frauen ans Herz legen möchte: In der Elektro- und Informationstechnik haben wir tolle, spannende Themen, von der Telekommunikation bis zur Energiewende. Wir brauchen euch, bitte lasst euch nicht von euren Interessen abbringen!

Das vollständige Interview mit Brigitte Bach lesen Sie in der neuen Ausgabe unserer Verbandszeitschrift e&i. Als OVE-Mitglied finden Sie die digitale Ausgabe in Ihrem persönlichen Login-Bereich unter "Mein OVE/Mitgliedschaft".