IEC 62443 Cybersecurity Tagung 2025: Cybersicherheit als strategische Herausforderung

Cyberangriffe auf Industrieunternehmen nehmen weltweit zu – und sie werden immer raffinierter. Produktionsstillstände, gestörte Lieferketten und Angriffe auf kritische Infrastrukturen zeigen deutlich, wie verwundbar vernetzte Systeme geworden sind. Besonders gefährlich sind dabei sogenannte Zwei-Wege-Angriffe, bei denen klassische Methoden wie Phishing mit gezielten Attacken auf mobile Endgeräte kombiniert werden.

Die aktuellen Entwicklungen unterstreichen: Cybersicherheit ist längst kein reines IT-Thema mehr. Sie ist zu einer zentralen Managementaufgabe geworden und entscheidet über Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz der europäischen Industrie.

 

Drei globale Trends bestimmen die Bedrohungslage

Die weltweite Cyber-Bedrohungslage verändert sich rasant. Drei Entwicklungen prägen derzeit das Risiko- und Schutzumfeld der Industrie besonders stark:

1. Ransomware bleibt die dominierende Gefahr
Industrieunternehmen aus Maschinenbau, Automobilindustrie und Bauwirtschaft geraten zunehmend ins Visier professioneller Erpressergruppen. Allein im zweiten Quartal 2025 wurden 173 Angriffe auf europäische Industrieunternehmen registriert, das entspricht rund einem Viertel aller weltweiten Ransomware-Fälle.

2. Staatliche Akteure verwischen Grenzen
Gezielte Cyberoperationen verbinden politische mit wirtschaftlichen Zielen. Dadurch wird die Trennlinie zwischen staatlich gesteuerten und kriminellen Aktivitäten immer unschärfer – mit unmittelbaren Folgen für Unternehmen, die Teil kritischer Lieferketten sind.

3. Künstliche Intelligenz verändert die Angriffsstrategien
Neue Schadsoftware wie PromptLock nutzt KI, um Angriffe zu automatisieren, zu beschleunigen und zu skalieren. Die Verteidigungsseite steht damit vor völlig neuen Herausforderungen, etwa bei der Erkennung und Abwehr solcher dynamisch generierten Angriffsformen.

 

Austausch und Praxiswissen auf der IEC 62443 Cybersecurity Tagung

Wie können Unternehmen auf diese Entwicklungen reagieren? Welche Standards und Strategien helfen, Risiken zu minimieren und Compliance sicherzustellen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Cybersecurity Tagung am 6. Oktober 2025.

Die Veranstaltung bot eine Plattform für den fachlichen Austausch zu aktuellen und geplanten Entwicklungen der internationalen Normenreihe IEC 62443, die sich mit der Cybersicherheit industrieller Automatisierungs- und Steuerungssysteme befasst sowie praktische Erfahrungen mit deren Anwendung. Außerdem wurde diskutiert, welche Herausforderungen Cybersecurity-Assessments und Zertifizierungen im industriellen Umfeld mit sich bringen und wie die IEC 62443 dabei helfen kann, diese zu meistern.

Zu den Programmpunkten zählten unter anderem:

  • Aktueller Status der IEC 62443 Entwicklung – Thomas Bleier, B-SEC better secure GmbH & Co KG
  • Regulatorische Vorgaben aus Unternehmenssicht – Johann Schlaghuber, Siemens AG
  • Compliance-Anforderungen bei der Entwicklung sicherer Systeme – Stephan Hutterer, CyberUp GmbH
  • Mit der 62443 zur CRA-Compliance – Peter Panholzer, Limes Security GmbH
  • OT Security 2025: Progress, Challenges, and New Opportunities in the Age of EN62443 and NIS2 – Mario Vukovic, OMV AG
  • OT Firewall Regel Assessment – Harald Gattermeyer, Anapur AG
  • Cyber-Risiken in der Energiebranche – Christian Brauner und Jaron Stammler, OMICRON Electronics GmbH

 

Gemeinsam für mehr Sicherheit in der Industrie

Ein besonderer Dank gilt dem Vorsitzenden des TSK MR65, Thomas Bleier, der als Initiator und treibende Kraft wesentlich zum Erfolg der Veranstaltung beitrug, ebenso wie allen Vortragenden, Partnern und Unterstützern.

Die IEC 62443 Cybersecurity Tagung des OVE machte einmal mehr deutlich: Nur durch Wissenstransfer, Zusammenarbeit und konsequente Anwendung internationaler Standards kann die Industrie der steigenden Cyberbedrohung wirkungsvoll begegnen – für eine sichere, widerstandsfähige und innovative industrielle Zukunft.

 

Video mit den Vorträgen der IEC 62443 Cybersecurity Tagung 2025

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